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Grafik: Aude Soffer

November 2024
Systemwechsel: Neue Wege im Klimakampf

Starkregen, Dürren, Murgänge, Überschwemmungen und unfruchtbare Böden – Ereignisse, die lange Zeit in weiter Ferne schienen, treten auch bei uns auf. Die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Konsequenzen, die daraus nur halbherzig gezogen werden, sind unzureichend.
Dass die Rettung des organisierten menschlichen Lebens einen Systemwechsel erfordert, hat sich von einer politischen Parole zu einer wissenschaftlichen Tatsache entwickelt. Trotz des Drucks der Klimabewegung sind wir jedoch weit davon entfernt, das Ziel der Stabilisierung der Erderwärmung bei 1,5 Grad Celsius zu erreichen, da sich die Rohstoff- und Grossindustrie, Finanzinstitute und die politischen Entscheidungsträger:innen vehement gegen dringend notwendige und weitreichende Massnahmen stellen.
Was also tun? Wie sich weiterhin organisieren? Und mit welchen Mitteln?
Um Antworten auf diese Fragen zu finden, suchten wir nach Filmen. Endzeit-Dystopien gibt es reichlich, ebenso Dokus, die wissenschaftliche Informationen vermitteln oder uns vormachen, wir können durch individuelles Konsumverhalten etwas bewirken. Aber Filme, die sich mit politischer Praxis im Kampf gegen den Klimawandel befassen, die Mut machen, sich gemeinsam zu organisieren und dadurch die Passivität zu überwinden, sind rar. Die vier ausgewählten Filme zeigen, wie die Klimabewegung der Resignation trotzt und neue, auch radikalere Wege sucht, um aus der aktuellen Sackgasse herauszukommen: von Besetzungen über Arbeitskämpfe und zivilen Ungehorsam bis hin zu militanten Aktionen.
Im Anschluss an die Vorführungen finden Gespräche mit Klimaaktivist:innen statt.
Do 7.11. und Fr 8.11., 20h30 - Am Fr anschliessend Publikumsdiskussion mit Benjamin Rytz, Klimaaktivist, Architekturstudent, jgb und Felix Maria Bühler, Regisseur des Films
Bis hierhin und wie weiter?
Von Felix Maria Bühler, DE 2023, 91 Minuten, Deutsch
Sechs Monate nach dem Hungerstreik von Klimaktivisti:innen vor dem Berliner Regierungsviertel treffen sich fünf Leute und diskutieren über ihre Aktionen: Was bringt es, wenn unsere Leute ins Gefängnis gehen? Warum erreichen wir die Menschen, die Politik nicht mit unserer Praxis? Braucht es radikalere Aktionen? Die einen schliessen sich der "Letzten Generation" an, andere stellen die Demonstrationen der "fridays for future" in Frage und debattieren über den Sinn der Gewaltfreiheit: Sollen Baustellen von klimaschädlichen Projekten wie Pipelines sabotiert werden? Kann Klimagerechtigkeit ohne Überwindung des globalisierten Kapitalismus erreicht werden? Der Regisseur Felix Maria Bühler begleitet fünf Aktivist:innen während eines Jahres und dokumentiert ihre Praxis und Debatten.
Do 14.11. und Fr 15.11., 20h30 - Anschliessend Publikumsdiskussion am Do mit Fina Girard, Grossrätin junges grünes bündnis, ehem. Aktivistin Klimastreik und am Fr mit Carlotta Thrier, klimabewegt, JUSO Basel-Stadt, Lehrerin
L'homme qui plantait des arbres
Von Frédéric Back, CA 1987, 30 Minuten, Französisch/e
Die Novelle des provenzalischen Dichters Jean Giono ist ermutigend, die künstlerische Umsetzung wunderbar: Seit 1913 pflanzt der Hirte Elézard Bouffier Bäume, die dreissig Jahre später aus einer wüstenartigen Einöde einen bewohnbaren und fruchtbaren Landstrich machen. Ein märchenhafter Animationsfilm.
Der laute Frühling
Von Johanna Schellhagen, DE 2022, 62 Minuten, Deutsch
In der Klimabewegung setzt sich mehr und mehr die Erkenntnis durch, dass Kapitalismus und Klimaschutz unvereinbar sind, es fehlt aber eine Vorstellung davon, wie wir einen Systemwandel herbeiführen können. Der "Laute Frühling" skizziert in animierten Sequenzen, wie die tiefgreifende Veränderung, die wir brauchen, aussehen könnte. Sie geht von den Betrieben aus, wo in Selbstorganisation diskutiert und entschieden wird, was wie produziert werden soll.
Sa 16.11., 19h30 - Eintritt frei/Kollekte, in Zusammenarbeit mit Palästina-Solidarität Region Basel
No Other Land
Von Yuval Abraham+Basel Adra, PS/NO 2024, 95 Minuten, Arabisch/d
Die Filmpremiere an der Berlinale hat in den deutschen Medien einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Weshalb? In Masafer Yatta, einem Gebiet südlich der Stadt Hebron im besetzten Palästina, wehrt sich eine Gruppe, die sich «Youth of Sumud» nennt, mit gewaltfreien Mitteln gegen die andauernde Enteignung von Land und der ethnischen Säuberung des Gebiets zugunsten jüdischer Siedlungen samt Truppenübungsplatz der israelischen Armee.
Aus der Zusammenarbeit des israelischen Friedensaktivisten Yuval Abraham und dem Palästinenser Basel Adra ist ein Film entstanden, der den stetigen Kampf gegen gewalttätige Siedler und die israelische Armee dokumentiert. Es ist die wahre Geschichte zweier Freunde, welche in diesen Tagen die politischen Eliten und ihre eingebetteten Berichterstatter in Rage bringt. Sehenswert, gerade deshalb.
Teil der Reihe "Let's Doc!" (letsdoc.ch)
Do 21.11. und Fr 22.11., 20h30 - Am Do anschliessend Publikumsdiskussion mit Marvin Aelen, Klimastreik, JetztWenden und BastA!
System Change
Von Klaus Sparwasser, DE 2023, 90 Minuten, Deutsch
"Sie versuchen uns zu begraben, doch sie vergessen, dass wir Samen sind." Zweitausend Polizisten gegen zweihundert Waldbesetzer in einem uralten Wald mitten in Deutschland, der einer Autobahn weichen soll. Seit vierzig Jahren dauert das Ringen gegen den Bau dieser Autobahn auf politischer Ebene an, doch jetzt hat der Staat im Auftrag der Bundesregierung entschieden, ihn durchzusetzen – gegen jeden Widerstand. Das Drama um die Räumung des Danneröder Waldes bildet den roten Faden eines Films über die enttäuschten Hoffnungen der jungen Generation auf eine bessere Zukunft. Er dreht sich um ihre wachsende Wut, die Ignoranz der Politik angesichts der grössten Krise, die jemals über die Menschheit hereingebrochen ist, und die scheinbar unzerstörbare Macht von Kapitalinteressen über die angeblichen Absichten, eine nachhaltige Zukunft aufzubauen. Doch der Widerstand geht weiter, gegen die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen, gegen die fossile Industrie und gegen die kapitalistische Ausbeutung. (southerncrossfilms.com)
Sa 23.11., 20h - Eintritt frei/Kollekte, präsentiert vom Sprachcafé Basel, in Anwesenheit von Amine Diare Conde mit anschliessendem Gespräch und Apéro
Amine - Held auf Bewährung
Von Dani Heusser, CH 2023, 71 Minuten, CH-Deutsch/Deutsch/Französisch/d+f
Amine Diare Conde flüchtet mit fünfzehn Jahren aus Guinea nach Europa. Er ist der Initiant von "Essen für alle", einer gratis Essenverteilung für alle, die während der Corona-Pandemie zu wenig Lebensmittel haben. Sein ehrenamtliches Engagement macht den 22-jährigen zum bekanntesten Asylbewerber der Schweiz. In der wenigen Zeit, die ihm neben dem Projekt bleibt, kämpft der Abgewiesene für sein Bleiberecht. (swissfilms.ch)
Der Abend wird vom Sprachcafé Basel organisiert. Dieser Verein bietet seit 2016 Geflüchteten und anderen Deutschlernenden in der Region die Möglichkeit, sich mit Leuten aus Basel auszutauschen und dabei in einer lockeren, nicht-schulischen Atmosphäre ihre Sprachkenntnisse verbessern.
Do 28.11. und Fr 29.11., 20h30 - Anschliessend Publikumsdiskussion am Do mit Susanne Bertschi, Klimaseniorin und am Fr mit Rosmarie Wydler-Wälti, Co-Präsidentin der Klimaseniorinnen Schweiz
Woman at War
Von Benedikt Erlingsson, IS 2018, 101 Minuten, Isländisch/d+f
Hella, die Heldin des Films, ist um die fünfzig, arbeitet als Chorleiterin und sabotiert in ihrer Freizeit heimlich die lokale Aluminiumindustrie. Sie hat das Herz am rechten Fleck und Sprengstoff in der Garage – ein bisschen wie MacGyver, nur mit Strickjacke. Aluminiumhütten legt sie mit Pfeil und Bogen lahm, der Polizei entkommt sie mit Raffinesse und Geschick: Mal wuchtet sie sich unter einen Erdvorsprung, mal versteckt sie sich in einem Tierkadaver oder taucht in den eisigen Fluss. Sie kämpft für mehr Menschlichkeit, für die Natur, das Leben. (filmbulletin.ch)
Der Isländer Benedikt Erlingsson präsentiert uns eine grossartig skurrile Komödie mit etwas zu viel Folklore und Urtümlichkeit, die ebenso humorvoll wie politisch scharfzüngig ist. Die Inszenierung der kargen Weiten Islands ist betörend und die Hauptdarstellerin Halldóra Geirharðsdóttir eine Wucht. Im Hintergrund spielt dazu ein Trio Akkordeon, Schlagzeug und Sousafon. Verrückte Welt!
Sa 30.11., 18h - Transhumant Festival - Das katalanische Filmfestival zu Gast – organisiert vom Centre Català de Basilea
Elisa K
Von Judith Colell+Jordi Cadena, ES 2010, 71 Minuten, Katalanisch/e
Elisa, die im Sommer elf Jahre alt wird, liebt ihr neues Kleid mit den blauen Schleifen. Doch es dauert nicht lange, bis alles seine Bedeutung verliert. Der Freund ihres Vaters hat sie zum Weinen gebracht und dabei gesagt: "Wenn du aufhörst zu weinen, schenke ich dir ein Silberarmband." Niemand ahnt, was vorgefallen ist. Man hält Elisa einfach für ein wenig seltsam – und damit hat es sich. Bis sie 14 Jahre, 4 Monate und ein paar Tage später ihre Mutter anruft und verängstigt sagt: "Hilf mir, ich habe mich gerade an etwas Schreckliches erinnert."
Joana Biarnés, One Among All
Von Òscar Moreno+Jordi Rovira, ES 2016, 72 Minuten, Spanisch/Katalanisch/e
Sie verbrachte drei Stunden in der Suite der Beatles, täuschte Roman Polanski mit einer falschen Identität, war die Fotografin des Sängers Raphael und wählte Massiels Kleid für den Eurovision Song Contest aus. Sie errötete, als Clint Eastwood sie auf den Mund küsste. Sie war eng befreundet mit Xavier Cugat, Fernando Rey, Joan Manuel Serrat, der Herzogin von Alba, El Cordobés, Lola Flores und Salvador Dalí. Dies ist die außergewöhnliche, aber wenig bekannte Geschichte von Joana Biarnés, Spaniens erster Fotojournalistin. Eine Pionierin, die die Vorurteile ihrer Zeit überwand, in ihrem Beruf erfolgreich war und die großen Persönlichkeiten der 60er und 70er Jahre verewigte. Und gerade, als sie zu einer Legende hätte werden können, verschwand sie – bis jetzt.
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